Der körpereigene Wirkstoff Hyaluronsäure

Hyaluronsäure ist eine natürliche, körpereigenen Substanz, die vor allem in den Gelenken und im Bindegewebe vorkommt. In Verbindung mit Wasser bildet Hyaluronsäure ein viskoses Gel. Dadurch dient Hyaluronsäure im Körper optimal zur Wasserspeicherung und als Schmiermittel.

 

Funktionen der Hyaluronsäure im Körper

Hyaluronsäure ist ein wichtiger Bestandteil von Haut, Schleimhäuten, der Gelenkflüssigkeit und dem Glaskörper des Auges. Erfahren Sie hier alles über die Funktionen, die die Hyaluronsäure im menschlichen Körper erfüllt.

 

Speicherung von Wasser

Ein Gramm Hyaluronsäure kann bis zu sechs Liter Wasser binden. Diese immense Wasserspeicherkapazität macht die Hylauronsäure zu einem universalen Helfer im gesamten Körper. Sie kommt fast überall im menschlichen Organismus vor, rund 50 % sind jedoch in der Haut und in den Zellzwischenräumen zwischen den Hautzellen zu finden. Dort sorgt sie durch die Bindung von Wasser für Stabilität und Elastizität. Wechselwirkungen der Hyaluronsäure mit anderen Substanzen ermöglichen, dass sich ein stabiles Netzwerk aus den verschiedenen Zellschichten der Haut, der extrazellulären Matrix und dem Bindegewebe bildet. Auch im Glaskörper des Auges erfüllt die Hyaluronsäure eine wichtige Funktion. Der Glaskörper ist der große, mittige Bereich der Augen, der für das Licht durchlässig ist. Er ist gefüllt mit einer Mischung aus 2 % Hyaluronsäure und 98 % Wasser. Dieses Gemisch bildet ein zähflüssiges Gel, das von Kollagenfasern durchzogen wird. Die Hyaluronsäure sorgt hier für die elastische, aber stabile Konsistenz des Glaskörpers und für seine Durchsichtigkeit.

 

Hyaluronsäure als Schmiermittel und Stoßdämpfer

Wasser lässt sich kaum komprimieren. Physiker und Techniker machen sich diese schlechte Komprimierbarkeit von Flüssigkeiten in Stoßdämpfern und hydraulischen Systemen zunutze. Ähnlich ist es auch im menschlichen Körper. Im Bindegewebe bewirkt die Hyaluronsäure, dass Wasser gebunden wird und sorgt damit gleichzeitig für den Schutz vor Stoß und Druck. Auch im Gallertkern der Bandscheiben fängt ein Hyaluronsäuregel die auftretenden Druckkräfte ab. Durch ihre viskose Konsistenz fungieren Hyaluronsäure-haltige Gele auch als Schmiermittel. In Gelenken haftet das Gel auf den Gelenkknorpeln und bildet eine gleitfähige Schicht. Eine Besonderheit macht die Hyaluronsäure in Gelenken besonders wichtig: Das Gel verändert sich mit den einwirkenden Kräften. Es wird umso flüssiger, je stärker die Kräfte sind. Diese Eigenschaft nennt man Strukturviskosität. Das Kniegelenk ist bei starken Druckkräften, die im Stehen oder beim Absprung wirken, optimal gepolstert, weil die Gelenkflüssigkeit als Stoßdämpfer wirkt. Bei Bewegung tritt dann die Schmierfunktion in den Vordergrund, die den Gelenkverschleiß vermindert. Bei schnellen Scherbewegungen des Gelenkes – zum Beispiel im Kniegelenk beim Rennen – verflüssigt sich die Synovia (Gelenkflüssigkeit) und die Reibung im Gelenk nimmt ab.

 

Bildung von Proteoglykanen

Die bisher beschriebenen Aufgaben beziehen sich auf frei vorliegende Hyaluronsäure. Weitere Funktionen der Hyaluronsäure hängen damit zusammen, dass sie im Körper an der Bildung großer Moleküle beteiligt ist, der sogenannten Proteoglykane. Das sind Moleküle, bei denen Polysaccharide (Glykane) an ein Proteingerüst gebunden sind. Ein wichtiges Proteoglykan ist das Aggrecan (oder Aggrekan), das Bestandteil von hyalinem Knorpel ist. Diese Knorpelart findet man überall dort, wo große Druckbelastungen auftreten, wie zum Beispiel an den meisten Gelenkflächen. Hyaluronsäure sorgt also nicht nur in der Gelenkflüssigkeit, sondern in Form von Proteoglykanen auch im Gelenkknorpel für den Schutz der Gelenke.

 

Verwendung von Hyaluronsäure in der Medizin

Zur medizinischen Anwendung kommt meist Natriumhyaluronat, das Natriumsalz der Hyaluronsäure. Es wurde früher aus Hahnenkämmen gewonnen, wird heute aber meist biotechnologisch hergestellt. Hyaluronsäure wird in der Humanmedizin in verschiedenen Bereichen eingesetzt.

 

Hyaluronsäure für die Gelenke

Bei Arthrose und Verschleißerscheinungen der Gelenke kann ein Präparat mit Hyaluronsäure direkt in das Gelenk gespritzt werden. Dort erhöht es die Gleitfähigkeit und wirkt gleichzeitig auch als Stoßdämpfer. Außerdem legt sich die Hyaluronsäure als dünne Schicht über die Gelenksknorpel und schützt diese dadurch vor Schäden durch Entzündungsmoleküle. Je nach Präparat können zwischen einer und fünf Injektionen notwendig sein, die meist wöchentlich verabreicht werden. Besonders häufig wird die Hyaluronsäure-Injektion bei Kniearthrose angewendet. Sie kann aber auch bei Arthrosen im Hüftgelenk oder zur Regeneration verschiedener Gelenke nach Verletzungen zum Einsatz kommen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten allerdings nicht, da die Wirksamkeit in Studien sehr unterschiedlich beurteilt wurde. Eine andere Möglichkeit ist die orale Verabreichung von Hyaluronsäure in Form von Nahrungsergänzungsmitteln. Die Hyaluronsäure gelangt dann über den Blutkreislauf an den Wirkort. Durch Spritzen erzielt man zwar höhere Konzentrationen an Hyaluronsäure im Gelenk, dafür ist eine orale Aufnahme schmerzfrei und die Gelenkkapsel muss nicht durch Spritzen geschädigt werden.

 

Anwendung von Hyaluronsäure am Auge

Bei trockenen Augen helfen Augentropfen auf wässriger Basis oft nur kurz. Anders, wenn sie Hyaluronsäure enthalten. Die Hyaluronsäure sorgt für eine lang anhaltende Benetzung des Auges und einen stabilen Tränenfilm. Auch Augensalben haften länger am Auge, führen aber nach dem Auftragen zunächst oft zu einer Beeinträchtigung des Sehens. Hyaluronsäure-Augentropfen beeinträchtigen das Sehvermögen hingegen nicht. Auch in Reinigungslösungen für Kontaktlinsen ist häufig Hyaluronsäure enthalten. Außerdem findet man auch in manchen Nasensprays oder Halstabletten Hyaluronsäure, um die Schleimhäute zu schützen und zu befeuchten. Auch bei Augenärzten und in spezialisierten Augenkliniken kommt Hyaluronsäure zur Anwendung. Bei chirurgischen Eingriffen am Auge, zum Beispiel bei grauem Star, können Hylauronsäure-Lösungen den Glaskörper auffüllen oder die Vorderkammer des Auges stabilisieren.

 

Weitere medizinische Anwendungsgebiete der Hyaluronsäure

Immer wieder werden neue Bereiche entdeckt, in denen die Hyaluronsäure einen medizinischen Nutzen hat. Bei bestimmten Formen der Inkontinenz wird erfolgreich Hyaluronsäure um die Harnröhre herum injiziert. Diese Behandlung kommt vor allem bei einer Belastungsinkontinenz zum Einsatz. Bei körperlicher Anstrengung wie dem Anheben von Lasten aber auch beim Niesen oder Husten kommt es bei einer Belastungsinkontinenz zu einem unwillkürlichen Abgang von Urin. Die sogenannte Implacement-Therapie führt zu einer Aufpolsterung des Gewebes um die Harnröhre herum, indem dort vier Depots mit Hyaluronsäuregel mit einer Spritze eingebracht werden. Ein anderes Anwendungsgebiet der Hyaluronsäure ist der vesikorenale Reflux bei Kindern. Hier kommt es zu einem Rückfluss von Harn aus der Blase in das Nierenbecken. Per Endoskop kann stabilisierte Hyaluronsäure am Harnleiter eingespritzt werden. Dadurch wird bei 50 bis 90 % der Patienten der Reflux behoben.

 

Verwendung von Hyaluronsäure in der ästhetischen Medizin

In der Schönheitschirurgie wird Hyaluronsäure schon seit langem zum Unterspritzen von Falten und zum Aufpolstern oder Modellieren von Lippen und anderen Gesichts- oder Körperpartien verwendet.

 

Unterspritzung von Falten

In der ästhetischen Medizin wird Hyaluronsäure am häufigsten verwendet, um Falten aufzuspritzen. Typische Anwendungsgebiete sind die Sorgenfalten (auf der Stirn), die Zornesfalte (zwischen den Augenbrauen) oder die Nasolabialfalte (geht vom Nasenflügel aus Richtung Mundwinkel). Aber auch andere Einsatzgebiete sind möglich, unter anderem auch an Hals, Dekolleté oder Handrücken. Die eingespritze Hyaluronsäure polstert die Falten und das Hautgewebe nicht nur auf, sondern aktiviert auch die Regeneration der Haut durch eine Anregung der Fibroblasten (Zellen im Bindegewebe).

 

Straffung, Formung und Volumenaufbau

Nimmt die Elastizität und Straffheit der Haut mit der Zeit durch die natürliche Hautalterung oder Einflüsse wie UV-Strahlen ab, wirken bestimmte Bereiche im Gesicht oft eingefallen. Ein Gel aus stabilisierter Hyaluronsäure kann die Gesichtskonturen wieder straffer machen und das Profil positiv verändern. Eine Unterspritzung mit Hyaluronsäure kann auch in anderen Bereichen sinnvoll sein, in denen Volumen aufgefüllt werden soll. Zu schmale oder zu schlaffe Lippen können wieder neu modelliert werden. Selbst eine Korrektur der Nase ist mit Hyaluronsäure ohne Operation möglich, wenn nur kleinere Asymmetrien vorliegen. Auf ähnliche Art kann auch eine Brustvergrößerung durchgeführt werden. Im Vergleich zu einer Operation und dem Einsatz von Implantaten ist keine so immense Vergrößerung möglich. Zum Ausgleich von unterschiedlich großen Brüsten oder zum Aufbau von etwas mehr Volumen und mehr Straffheit eignet sich jedoch ein Hyaluronsäuregel, das zwischen Brustdrüse und Brustmuskel gespritzt wird.

 

Behandlung von Dellen und Narben

Narben oder Dellen können oft belastend sein, besonders wenn diese im Gesicht zu finden sind. Durch das Einspritzen von Hyaluronsäuregelen lassen sich Dellen aufpolstern und Narben kaschieren. Die Methode eignet sich zum Beispiel für Aknenarben oder Narben, die durch Operationen oder Verletzungen entstanden sind. Auch Unebenheiten in der Hautoberfläche nach einer Fettabsaugung lassen sich mit Hyaluronsäure ausgleichen.

 

Verwendung von Hyaluronsäure in der Kosmetik

In der Kosmetikwerbung ist die Hyaluronsäure allgegenwärtig. Zahlreiche Augengele, Tages-, Nacht- oder Anti-Falten-Cremes enthalten Hyaluronsäure und sollen Falten bekämpfen und die Haut straffer machen. Erfahren Sie hier, welchen Nutzen die äußerliche Anwendung von Hyaluronsäure hat und ob Hyaluronsäure überhaupt in die tieferen Hautschichten eindringen kann.

 

Wirkung von Hyaluronsäure auf die Haut

Hyaluronsäure ist ein natürlicher Bestandteil der menschlichen Haut. Sie bindet Wasser und sorgt durch ihre gelbildenden Eigenschaften dafür, dass Haut und Bindegewebe prall und gepolstert bleiben. Diese natürlich Funktion hat vor allem schützende Eigenschaften. Der Nebeneffekt ist aber auch: Gut mit Hyaluronsäure versorgte Haut ist glatter und hat weniger Falten. Mit zunehmendem Alter bildet der Körper immer weniger Hyaluronsäure. Die Haut wird dadurch trockener, empfindlicher oder bekommt Falten. Wird Hyaluronsäure extern zugeführt, wirkt sie in der Haut genauso wie die körpereigene Substanz. Wer sich die Falten nicht unterspritzen lassen möchte, der kann auf ein Serum oder eine Creme mit Hyaluronsäure zurückgreifen. Der Vorteil dabei ist, dass die Cremes verhältnismäßig günstig sind und keine schmerzhaften Einstiche nötig sind. Viele Menschen verwenden sowieso regelmäßig eine Hautcreme, sodass das Auftragen keinen zusätzlichen Aufwand darstellt.

 

Chemischer Aufbau von Hyaluronsäure

Hyaluronsäure gehört in ihrem chemischen Aufbau zu den Polysacchariden. Das sind langkettige Kohlenhydrat-Moleküle, bei denen viele einzelne Zucker (Monosaccharide) miteinander verbunden sind. Bekannte Polysaccharide sind die Stärke (Amylose und Amylopektin), die Cellulose oder das Glykogen, das im Körper zur Speicherung von Glucose dient. Besteht ein Polysaccharid nur aus einem einzigen, sich wiederholenden Monosaccharid-Baustein, spricht man von einem Homoglykan. Im Gegensatz dazu ist ein Heteroglykan aus mindestens zwei verschiedenen Monosacchariden aufgebaut. Die Hyaluronsäure gehört zu den Heteroglykanen und lässt sich in die Gruppe der Glykosaminoglykane einordnen. Sie besteht aus zwei Monosacchariden: Der Glucuronsäure und N-Acetylglucosamin. Diese zwei Einfachzucker verbinden sich zu einem Disaccharid. 250 bis 50.000 dieser Disaccharide bilden ein Hyaluronsäure-Molekül. Diese lange Kette windet sich zu einer Helix.